Die Ausgangslage

 

 

Vor dem Hintergrund eines ständigen globalen gesellschaftlichen und technologischen Wandels werden die sozialen Sicherungssysteme zunehmend mit neuen Herausforderungen konfrontiert. Zur Bewältigung der daraus resultierenden Probleme sind Politik, Wissenschaft und Praxis auf dem Felde der sozialen Sicherung herausgefordert, in gesteigertem Maße ihr Wissen, Wollen und Können auszutauschen und in innovativen Projekten für gemeinsame Ziele nutzbar zu machen. Diese Komplexität macht die soziale Sicherung zu einem spannenden und attraktiven Aufgabengebiet – auch für WissenschaftlerInnen aus betroffenen Disziplinen wie den Rechts- und Verwaltungswissenschaften, den Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, der Medizin, Informatik, Psychologie und anderen. Um zu einem produktiven Miteinander zu gelangen, bedarf es des systematischen Einsatzes eines neuen multidisziplinären Forschungsverständnisses. Dies zielt darauf hin, alle in der sozialen Sicherung benötigten Wissenschaftspotenziale als Kompetenzen einer Sozialversicherungswissenschaft im Sinne einer Integrationswissenschaft proaktiv einzubinden, also unter anderem bei eigenen wissenschaftlichen Arbeiten zugleich auch die Betroffenheit des Forschungsgegenstandes durch andere Wissenschaftsdisziplinen zu erkennen und zu berücksichtigen. Sozialversicherung und soziale Sicherung brauchen mit Blick auf ihre ganzheitliche Funktion mehr denn je ein korrespondierendes Äquivalent in der Wissenschaft.

 

Unser Ziel

Hier setzt die Idee einer Sozialversicherungswissenschaft an:
Als Integrationswissenschaft will sie Grenzen überwinden – und zwar in dreifacher Weise.

  • Erstens kann sie verschiedenen tradierten Wissenschaften, die auf dem Feld der Sozialversicherung aktiv sind, ein wissenschaftstheoretisches Forum geben, das in der Lage ist, fachspezifische Diskurse aufeinander zu beziehen und dadurch einen Mehrwert zu generieren.
  • Zweitens kann sie akademische Bildungsgänge beeinflussen und ggf. strukturieren, um „professionelle Grenzgänger“ auszubilden, deren notwendiger Blick für Gesamtzusammenhänge damit professionalisiert wird.
  • Drittens kann sie identitätsstiftend wirken; dies im Sinne einer notwendigen Gemeinsamkeit von sich in vielen Aspekten voneinander abgrenzenden Sozialversicherungsträgern sowie weiteren Akteuren auf dem Gebiet der Sozialversicherung.

 

Aufbruch zur Sozialversicherungswissenschaft


Ein erster Aufbruch auf dem Weg zur Sozialversicherungswissenschaft wurde mit dem beim Springer VS Verlag Ende 2015 erschienenen „Handbuch Sozialversicherungswissenschaft“ gemacht, in dem 86 AutorInnen in 71 Beiträgen übergreifende Themen aus dem System der Sozialversicherung diskutieren. Ein weiterer Austausch rund um die Sozialversicherungswissenschaft fand im Rahmen eines Symposiums zur Sozialversicherungswissenschaft unter dem Motto „Sozialversicherung 5.0 – Neue Fragen an ein altes System“ am 22. Oktober 2015 statt. Die Gründung eines Forums war nun ein weiterer Schritt, um dem Vorhaben eine stabile und für alle Beteiligten offene Plattform zu geben.

 

Das Forum Sozialversicherungswissenschaft

Das junge „Forum Sozialversicherungswissenschaft e.V.“ mit Sitz in Hennef wurde am 3. September 2015 gegründet. Den Anstoß für die Gründung gaben WissenschaftlerInnen aus dem Fachbereich Sozialpolitik und Soziale Sicherung der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg. Durch die tägliche Arbeit in Lehre, Forschung und Wissenschaft ist die Überzeugung gereift, dass die Zusammenführung von Erkenntnissen unterschiedlicher Wissenschaftsdisziplinen aus allen Zweigen der Sozialversicherung eine unabdingbare Voraussetzung für die stetige Fortsetzung des Systems der sozialen Sicherung darstellt.

Weitere Informationen über den Fachbereich Sozialpolitik und Soziale Sicherung der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg finden Sie hier.